Presseartikel Teil II
Fernsehbeiträge
Hilfe für Opfer von Gewalttaten
Eine 56-jährige Berlinerin kämpft seit zwei Jahren um psychologische und finanzielle Hilfe für ihren Sohn. Er wurde mehrmals überfallen. Laut Opferentschädigungsgesetz steht ihm diese Hilfe zu. Doch das Amt lehnte dies immer wieder ab. Der Opferbeauftragte Berlins, Roland Weber, erklärt, dass dies kein Einzelfall sei. Die Ämter würden immer wieder berechtigte Anträge ablehnen."
rbb-online
Wie Behörden Menschen mit Zivilcourage im Regen Stehen lassen
Report Mainz/ ARD Mediathek
Opfer aus Zufall: Kampf um Entschädigung
Hessenschau
Hintergründe, Artikel
WEISSER RING: Neuer historischer Tiefpunkt bei der Entschädigung von Gewaltopfern
Ämter lehnten 2022 fast jeden zweiten Antrag ab
Ämter lehnten 2022 fast jeden zweiten Antrag ab
Mainz (ots)
Die staatliche Hilfe für Gewaltopfer hat im vergangenen Jahr einen neuen historischen Tiefpunkt erreicht. Die Versorgungsämter lehnten 47,3 Prozent aller Anträge auf Unterstützung nach dem Opferentschädigungsgesetz ab, noch mehr als im Minus-Rekordjahr 2021 (46,6 Prozent). Das geht aus der jährlichen Dokumentation des WEISSEN RINGS hervor, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer. Auch die Antragsquote ist so schlecht wie noch nie: Sie liegt nur noch bei 7,6 Prozent im Vergleich zu den erfassten Gewalttaten in der Polizeilichen Kriminalstatistik (15.021 Anträge, 197.202 Taten). Im Vorjahr waren es noch 9,1 Prozent, was auch schon der zweitniedrigste Wert seit Erfassung der Zahlen war.
"Es ist ein Trauerspiel", sagt Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des WEISSEN RINGS. "Jedes Jahr veröffentlichen wir die aktuellen Zahlen zur Opferentschädigung, jedes Jahr mahnen wir bei Politik in Bund und Ländern Verbesserungen an - und trotzdem müssen wir im Folgejahr regelmäßig neue Negativrekorde vermelden." Der Staat lasse jedes Jahr Tausende Menschen hilflos zurück, die unverschuldet in Not geraten seien, so Biwer.
Mit dem 1976 verabschiedeten Opferentschädigungsgesetz (OEG) verpflichtet sich der Staat, Opfer von Gewalttaten, wie etwa Körperverletzung, häusliche Gewalt oder sexueller Missbrauch, zu unterstützen. Sie sollen vor gesundheitlichen und wirtschaftlichen Nachteilen durch die Tat geschützt werden, der Staat soll laut Gesetz zum Beispiel Kosten für medizinische Behandlungen oder Rentenzahlungen übernehmen.
Wenn die Behörden wie im vergangenen Jahr fast 50 Prozent der Anträge abgelehnt haben, dann bedeutet das im Umkehrschluss nicht, dass die andere Hälfte der Opfer Hilfe bekommen hat: Nur gut ein Viertel der Entschädigungsanträge (26,2 Prozent) wurde von den Ämtern genehmigt - auch das ist ein Tiefstand. Einzig im Jahr 2019 lag die Anerkennungsquote noch niedriger.
Die übrigen Antragsteller blieben ohne Hilfe: 26,5 Prozent der Anträge bekamen in den Behörden den Stempel "erledigt aus sonstigen Gründen". Sonstige Gründe können zum Beispiel der Tod des Antragstellenden, die Weitergabe des Falls in ein anderes Bundesland oder die Rücknahme des Antrags durch den Betroffenen sein.
Die Zahl der Erledigungen aus sonstigen Gründen hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Der WEISSE RING geht davon aus, dass sich hinter dieser Zahl zu einem großen Teil Anträge verbergen, die von den Opfern zurückgezogen werden. "Wir wissen aus unseren Recherchen, dass zahlreiche Betroffene durch jahrelange Verfahren, Begutachtungen und die damit verbundenen psychischen und finanziellen Belastungen zermürbt sind", sagt Bundesgeschäftsführerin Biwer. Eine bundesweit einheitliche Erfassung über die Rücknahmegründe gibt es bislang nicht.
Die Analyse der Zahlen aus dem vergangenen Jahr stützt die Erkenntnisse zur Umsetzung des OEG, die die Redaktion des WEISSEN RINGS durch eine umfassende Recherche gewonnen und 2022 als #OEGreport im Magazin "Forum Opferhilfe" und im Internet veröffentlicht hat: www.forum-opferhilfe.de/oeg. Dazu gehören auch die zum Teil sehr großen Unterschiede in der Entscheidungspraxis der Bundesländer: Die Ablehnungsquote reichte im vergangenen Jahr von 36,6 Prozent in Niedersachsen bis zu 63,6 Prozent in Schleswig-Holstein, das im Bundesvergleich auf dem letzten Platz landete.
Zum 1. Januar 2024 wird die Opferentschädigung im Sozialgesetzbuch XIV neu geregelt, was zahlreiche Verbesserungen für Betroffene zur Folge haben soll. Der WEISSE RING hat sich mehr als zehn Jahre lang für diese Novellierung des Gesetzes eingesetzt. "Die Verantwortung dafür, dass die neuen Reglungen auch tatsächlich die gewünschte Wirkung entfalten können, liegt nun bei den Landesparlamenten und Landesregierungen", mahnt Bianca Biwer. "Gesetzliche Verbesserungen helfen nur, wenn sie bei den Opfern auch ankommen."
Hinweis: Sachsen arbeitet derzeit in enger Abstimmung mit dem WEISSEN RING an einer qualitativen Auswertung der OEG-Zahlen und hat deshalb für 2022 keine Zahlen geliefert. (Zahl der gestellten Anträge 2021: 445.)
Der WEISSE RING wurde 1976 in Mainz gegründet als "Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V.". Er ist Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität. Der Verein unterhält ein Netz von rund 2.700 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Opferhelferinnen und -helfern in bundesweit 400 Außenstellen, beim Opfer-Telefon und in der Onlineberatung. Der WEISSE RING hat mehr als 100.000 Förderer und ist in 18 Landesverbände gegliedert. Er ist ein sachkundiger und anerkannter Ansprechpartner für Politik, Justiz, Verwaltung, Wissenschaft und Medien in allen Fragen der Opferhilfe. Der Verein finanziert seine Tätigkeit ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und testamentarischen Zuwendungen sowie von Gerichten und Staatsanwaltschaften verhängten Geldbußen. Der WEISSE RING erhält keinerlei staatliche Mittel.
Pressekontakt:
WEISSER RING e. V.
Team Presse & Kommunikation
Fon: +49 6131 8303-4000
E-Mail: presse@weisser-ring.de
Presseportal
Forum Opferhilfe
Die Mitgliederzeitschrift des Weißen Rings
Ausgabe 03+ 04 2022, S. 14-S.37
- Ein schmerzlicher Rekord/ die staatlichen Hilfen sind im Jahr 2021 auf einen Tiefstand gesunken
- #OEG-Report: Die Reaktionen nach den Recherchen des Weissen Rings erzählen Hunderte Betroffene ihre Geschichten
- OEG-News: Recherche die wirkt/ Nachrichten aus Politik und Verwaltung
- Ohne Aussicht auf Erfolg/ Nach dem Tod ihres Sohnes kämpft eine Mutter weiter um Anerkennung
- im Gespräch mit Kerstin Claus, Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs
Interview mit Prof. Dr. Jörg Fegert
Ob durch Kriege oder Missbrauch: Traumatisierte Menschen werden in Deutschland selten wirklich ernst genommen, ,sagt der Ulmer Kinder- und Jugendpsychiater Jörg Fegert im Interview.
Professor Jörg Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Ulm hat sein neues Buch vorgestellt. Es trägt den Titel "Anerkennung psychischer Traumafolgen". Es soll aufrütteln und sensibilisieren für die Frage, wie wir mit Menschen umgehen, die traumatisiert wurden.
SWR aktuell
vom 27.02.2023
Artikel
Weißer Ring: Gewaltopfer in Bremen bekommen zu selten Entschädigung
Mehr als die Hälfte der Anträge von Gewaltopfern wurden 2021 abgelehnt
Oft seien Begründungen für die Ablehnung nur schwer nachzuvollziehen
Viele Gewaltopfer zögen Anträge zurück
- Buten un Binnen
Opferentschädigungsgesetz Du Opfer, du
Wer in Deutschland durch eine Gewalttat zu Schaden kommt, hat ein Anrecht auf Entschädigung. Eigentlich. Tatsächlich müssen Bürger oft jahrelang um ihr Recht kämpfen- und werden am Ende doch enttäuscht.
FAZ
Podcasts
Ungleiche Chancen auf Entschädigung-Wie der Staat mit Gewaltopfern umgeht
Wer in Deutschland Opfer einer vorsätzlichen Gewalttat wird, kann eine Entschädigung beantragen. Doch nur wenige Betroffene profitieren tatsächlich von den Leistungen, wie Recherchen des BR zeigen: Die Ablehnungsquote ist hoch und Opfer vorsätzlicher Gewalt haben von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gute Chancen auf Anerkennung ihrer Entschädigungsanträge. Laut einer BR-Umfrage fehlen in den zuständigen Ämtern zudem einheitliche Entscheidungskriterien und Standards im Umgang mit traumatisierten Menschen. Die Konsequenz: Die Verfahren sind langwierig und für viele Betroffene retraumatisierend.
Shownotes:
http://www.deinwegdurchdasoeg.de
BR24/ ARD Audiothek
langwierig, zermürbend, willkürlich- Warum die Opferentschädigung in Deutschland unzureichend ist
Wenn Menschen ein Trauma erlebt haben, zum Beispiel durch ein Attentat oder durch sexuelle Gewalt in der Kindheit, steht ihnen eine Opferentschädigung zu. Doch es gibt bürokratische Hürden und bundesweit unterschiedliche Standards, wie die Recherche von Eva Achinger und Friederike Wipfler eindrucksvoll zeigt.
Bayern2/ ARD Audiothek
Mordlust der Podcast- #103 der Kampf danach
Der Staat ist verpflichtet, Opfer von Gewalttaten zu entschädigen, wenn er sie nicht schützen konnte. Doch genau dagegen verwehrt er sich in vielen Fällen. In dieser Folge von „Mordlust - Verbrechen und ihre Hintergründe“ geht es um das, was nach der Tat passiert.
Es wird gefeiert, angestoßen und auf sein Wohl getrunken. Daniel ist auf dem Geburtstag eines Freundes eingeladen. Doch wenig später ist er in der Menge verschwunden und taucht auch nicht mehr wieder auf. Nichts ungewöhnliches für ihn, er macht öfter mal einen „Polnischen“. Doch dann wird der 23-Jährige wenig später stark verletzt auf der Autobahn gefunden. Wie er dahin gekommen ist und was mit ihm passiert ist, kann er selbst nicht beantworten.
Tanja liebt es von einer Kneipe zur nächsten zu ziehen. An diesem Freitagabend lernt die 32-Jährige in einer Bar auf der Schönleinstraße in Berlin dann einen jungen Mann kennen. Es wird angestoßen und ein Drink nach dem anderen gekippt. Und so bekommt Tanja immer weniger mit, was um sie herum geschieht. Auch nicht, dass sie gegen 5 Uhr morgens die Kneipe mit dem Fremden verlässt. Doch es dauert nicht lange, da wird sie wieder klar: Denn plötzlich findet sich Tanja unter dem Gewicht des Mannes wieder, der seine Hände um ihren Hals schließt.
Die beiden Fälle zeigen, dass es noch einen Kampf „danach“ gibt. Gegen Ämter und um die Anerkennung dessen, was den Betroffenen zugestoßen ist. In dieser Folge zeigen wir wie es für die Opfer ist, durch den Staat ein zweites Mal in diese Rolle gedrängt zu werden.Artikel
Pflegemutter Kämpft um Rechte ihrer Tochter: Keine Opferentschädigung für sexuell missbrauchtes Kind aus Osnabrücker Land- Wegen Behinderung?
vom 10.10.2023
Hilfe nach Gewaltverbrechen: Warum Betroffene wie Monica Gomes oft hart um eine Entschädigung kämpfen müssen
vom 15.10.2023
Ungleiche Chancen auf Entschädigung- Wie der Staat mit Gewaltopfern umgeht
Gewaltopfer haben deutschlandweit unterschiedlich gute Chancen auf Anerkennung ihrer Entschädigungsanträge. Laut einer BR-Umfrage fehlen in Ämtern einheitliche Entscheidungskriterien und Standards im Umgang mit traumatisierten Menschen.
Tagesschau
vom 27.09.2023
Opferentschädigung in Deutschland: Warum sie unzureichend ist
Laut einer exklusiven BR-Umfrage fehlen in Ämtern einheitliche Entscheidungskriterien und Standards im Umgang mit traumatisierten Personen. Zudem haben Gewaltopfer bundesweit unterschiedlich gute Chancen auf Entschädigung.
BR
vom 27.09.2023
Schwächeanfälle und Panikattacken: wie die Töchter eines Ottweiler Mordopfers um Hilfe Kämpfen
Exklusiv | Saarbrücken · Vor einem Jahr erschießt ein Mann eine 78-jährige Frau in Ottweiler. Ihre Töchter leiden bis heute unter der Tat, dem unfassbaren Verlust der Mutter. Doch um das Trauma wirklich aufarbeiten zu können, müssen sie kämpfen.
Saarbrücker Zeitung
vom 12.09.2023
Er wurde 156 mal sexuell missbraucht und kämpft bis heute um Anerkennung
Als Zehnjährigen schickte ihn die Mutter wegen Schlafproblemen zum Arzt, die Besuche wurden für Andreas S. zur Pein. 34 Jahre später erhält er eine Entschädigung vom deutschen Staat- 28,20 Euro pro Tat.
Der Spiegel
vom 24.02.2023
Statt genau hinzuschauen, wurde sich oftmals abgewandt
Beim Anschlag von 1980 starben zwölf unbeteiligte Menschen, darunter auch die zwei Geschwister von Robert Höckmayr. Er selbst wurde wie Hunderte weitere Opfer schwer verletzt. Seither kämpft er - mit den Folgen der Tat und mit den Behörden.
Süddeutsche Zeitung
vom 26.09.2023
Opfer häuslicher Gewalt müssen oft lange um eine Entschädigung kämpfen
SR
vom 17.04.2023
Das leben der Tochter im Schatten des Mordes
Stuttgarter Zeitung
vom 03.05.2023
Dilemma im Entschädigungsrecht: Staat lässt Missbrauchsopfer aus Lügde im Stich
ntv
vom 11.06.2023
Lügde: Missbrauchsopfer warten weiterhin auf Entschädigung
NDR
vom 28.08.2023
NRW-Landtag will schnellere Entschädigung für Lügde-Opfer
Mindener Tageblatt
vom 08.12.2022
Opferentschädigungsgesetz: Der schwere Weg von Verbrechens-Opfern zur staatlichen Hilfe
Mindener Tageblatt, vom 09.03.2023
Ausgleich für erlittenes Leid
VDK
Krankenschwester kämpft um Opferrente
Spenge- Mehr als zehn Jahre lang, sagt Janet R. (41) aus Spenge, sei sie von ihrem Stiefvater missbraucht worden. „Das hat mein Leben aus der Bahn geworfen. Das und der lange Kampf, als Verbrechensopfer anerkannt zu werden.“
Westfalen-Blatt
Bessere Unterstützung gefordert
Mehr als jeder zweite Hilfs-Antrag von Gewaltopfern wird abgelehnt!
BZ- die Stimme Berlins
Gewaltopfer ringen um Entschädigung
Weser-Kurier
Literatur
Anerkennung psychischer Traumafolgen, Prof. Dr. Jörg M. Fegert
Ringen um Gerechtigkeit
2013 entbrannte unter den Ulmer Bürgerinnen und Bürgern ein Streit darüber, ob die als Teil eines Kriegerdenkmals aufgestellte St. Michaelsfigur von Ulfert Janssen entfernt werden sollte. Für Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Sprecher des Zentrums für Traumaforschung an der Universität Ulm, der Anlass, nach der Anerkennung jener zu fragen, die überlebten. Er fand eine Spur der Missachtung, die von den "Kriegszitterern" im ersten Weltkrieg über die zu Überlebenden der Konzentrationslager bis zu den Opfern von Sexualstraftaten heute reicht.
Die erste Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Missbrauchs, Dr. Christine Bergmann, schreibt in ihrem Geleitwort:" Die Schwierigkeiten beim Ringen um Gerechtigkeit hat Jörg Fegert in diesem Buch eindrücklich beschrieben. Er fordert uns damit auf, sie zu überwinden, den politischen Willen zur Verbesserung der Hilfesysteme zu fassen und sich als Gesellschaft endlich um einen verständnisvollen Umgang mit den Betroffenen zu bemühen."

Recherche
Studie zur Begutachtungsmedizin Deutschlands
„Bei der Befragung gab nahezu jeder vierte gutachterlich tätige Sachverständige im medizinische/ psychologischen Bereich an, bei einem von einem Gericht in Auftrag gegebenen Gutachten schon einmal „in Einzelfällen“ oder „häufig“ (wenige Nennungen) bei einem Gutachtensauftrag eine Tendenz signalisiert bekommen zu haben. Unter humanmedizinischen Gutachtern gab dies knapp jeder Fünfte, unter psychologischen Gutachtern fast jeder Zweite an.
Darüber hinaus teilten 33,6 Prozent mit, aus dem Kollegenkreis schon einmal davon gehört zu haben, dass „in Einzelfällen“ oder „häufig“ bei einem gerichtlichen Gutachtensauftrag eine Tendenz genannt wurde. Zudem zeigte sich, dass unter den Gutachtern, die bei gerichtlich in Auftrag gegebenen Gutachten „in Einzelfällen“ oder „häufig“ eine Tendenz signalisiert bekommen haben, durchschnittlich 40,7 Prozent angaben, mehr als 50 Prozent ihrer Einnahmen aus gutachterlichen Tätigkeiten zu beziehen. Die der vorliegenden Studie zu entnehmenden Zahlen und Aussagen beruhen auf schriftlichen Äußerungen von Ärzten und Psychologen, die als Sachverständige für Privatpersonen, Versicherungen und Gerichte im Bundesland Bayern tätig sind. Sie geben Anstoß zur Diskussion, insbesondere bezüglich der Häufigkeit der Tendenzsignalisierung sowie der vergleichsweise hohen wirtschaftlichen Abhängigkeit vieler Gutachter von Gutachtensaufträgen.
Grundsätzlich müssen Gutachter ihre Gutachten unbeeinflusst erstellen. Die Signalisierung einer Tendenz bei Auftragserteilung durch den Auftraggeber steht diesem Grundsatz entgegen. Kommt eine wirtschaftliche Abhängigkeit des Sachverständigen von Gutachtensaufträgen dazu, wovon bei einem Anteil von mehr als 50 Prozent Gutachtenhonoraren an den Gesamteinnahmen auszugehen ist, ist die geforderte Neutralität gefährdet.“
