Presseartikel Teil II

Fernsehbeiträge

Hilfe für Opfer von Gewalttaten

"Ein Jugendlicher aus Berlin wurde mehrfach ausgeraubt und verletzt. Obwohl er Anspruch auf Opferhilfen hat, wurden diese abgelehnt. Seine Mutter erzählt, was ihnen widerfahren ist.

Eine 56-jährige Berlinerin kämpft seit zwei Jahren um psychologische und finanzielle Hilfe für ihren Sohn. Er wurde mehrmals überfallen. Laut Opferentschädigungsgesetz steht ihm diese Hilfe zu. Doch das Amt lehnte dies immer wieder ab. Der Opferbeauftragte Berlins, Roland Weber, erklärt, dass dies kein Einzelfall sei. Die Ämter würden immer wieder berechtigte Anträge ablehnen."


rbb-online

Wie Behörden Menschen mit Zivilcourage im Regen Stehen lassen

"Wer Zivilcourage zeigt, kann schnell selbst zum Opfer werden. Doch viele Betroffene fühlen sich von den Behörden im Stich gelassen."


Report Mainz/ ARD Mediathek

Opfer aus Zufall: Kampf um Entschädigung

"Seit zwei Jahren kann Petra Emmerich nicht mehr arbeiten. Früher hat sie erfolgreich als selbständige Texterin gearbeitet. Noch immer leidet sie unter den Folgen des Überfalls. Die erste Hilfe bekam sie von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin des Weißen Ringes. Sie betreut sie bis heute und hilft ihr beim Kampf um Entschädigung."


Hessenschau

Hintergründe, Artikel

WEISSER RING: Neuer historischer Tiefpunkt bei der Entschädigung von Gewaltopfern
Ämter lehnten 2022 fast jeden zweiten Antrag ab

Mainz (ots)

Die staatliche Hilfe für Gewaltopfer hat im vergangenen Jahr einen neuen historischen Tiefpunkt erreicht. Die Versorgungsämter lehnten 47,3 Prozent aller Anträge auf Unterstützung nach dem Opferentschädigungsgesetz ab, noch mehr als im Minus-Rekordjahr 2021 (46,6 Prozent). Das geht aus der jährlichen Dokumentation des WEISSEN RINGS hervor, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer. Auch die Antragsquote ist so schlecht wie noch nie: Sie liegt nur noch bei 7,6 Prozent im Vergleich zu den erfassten Gewalttaten in der Polizeilichen Kriminalstatistik (15.021 Anträge, 197.202 Taten). Im Vorjahr waren es noch 9,1 Prozent, was auch schon der zweitniedrigste Wert seit Erfassung der Zahlen war.

"Es ist ein Trauerspiel", sagt Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des WEISSEN RINGS. "Jedes Jahr veröffentlichen wir die aktuellen Zahlen zur Opferentschädigung, jedes Jahr mahnen wir bei Politik in Bund und Ländern Verbesserungen an - und trotzdem müssen wir im Folgejahr regelmäßig neue Negativrekorde vermelden." Der Staat lasse jedes Jahr Tausende Menschen hilflos zurück, die unverschuldet in Not geraten seien, so Biwer.

Mit dem 1976 verabschiedeten Opferentschädigungsgesetz (OEG) verpflichtet sich der Staat, Opfer von Gewalttaten, wie etwa Körperverletzung, häusliche Gewalt oder sexueller Missbrauch, zu unterstützen. Sie sollen vor gesundheitlichen und wirtschaftlichen Nachteilen durch die Tat geschützt werden, der Staat soll laut Gesetz zum Beispiel Kosten für medizinische Behandlungen oder Rentenzahlungen übernehmen.

Wenn die Behörden wie im vergangenen Jahr fast 50 Prozent der Anträge abgelehnt haben, dann bedeutet das im Umkehrschluss nicht, dass die andere Hälfte der Opfer Hilfe bekommen hat: Nur gut ein Viertel der Entschädigungsanträge (26,2 Prozent) wurde von den Ämtern genehmigt - auch das ist ein Tiefstand. Einzig im Jahr 2019 lag die Anerkennungsquote noch niedriger.

Die übrigen Antragsteller blieben ohne Hilfe: 26,5 Prozent der Anträge bekamen in den Behörden den Stempel "erledigt aus sonstigen Gründen". Sonstige Gründe können zum Beispiel der Tod des Antragstellenden, die Weitergabe des Falls in ein anderes Bundesland oder die Rücknahme des Antrags durch den Betroffenen sein.

Die Zahl der Erledigungen aus sonstigen Gründen hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Der WEISSE RING geht davon aus, dass sich hinter dieser Zahl zu einem großen Teil Anträge verbergen, die von den Opfern zurückgezogen werden. "Wir wissen aus unseren Recherchen, dass zahlreiche Betroffene durch jahrelange Verfahren, Begutachtungen und die damit verbundenen psychischen und finanziellen Belastungen zermürbt sind", sagt Bundesgeschäftsführerin Biwer. Eine bundesweit einheitliche Erfassung über die Rücknahmegründe gibt es bislang nicht.

Die Analyse der Zahlen aus dem vergangenen Jahr stützt die Erkenntnisse zur Umsetzung des OEG, die die Redaktion des WEISSEN RINGS durch eine umfassende Recherche gewonnen und 2022 als #OEGreport im Magazin "Forum Opferhilfe" und im Internet veröffentlicht hat: www.forum-opferhilfe.de/oeg. Dazu gehören auch die zum Teil sehr großen Unterschiede in der Entscheidungspraxis der Bundesländer: Die Ablehnungsquote reichte im vergangenen Jahr von 36,6 Prozent in Niedersachsen bis zu 63,6 Prozent in Schleswig-Holstein, das im Bundesvergleich auf dem letzten Platz landete.

Zum 1. Januar 2024 wird die Opferentschädigung im Sozialgesetzbuch XIV neu geregelt, was zahlreiche Verbesserungen für Betroffene zur Folge haben soll. Der WEISSE RING hat sich mehr als zehn Jahre lang für diese Novellierung des Gesetzes eingesetzt. "Die Verantwortung dafür, dass die neuen Reglungen auch tatsächlich die gewünschte Wirkung entfalten können, liegt nun bei den Landesparlamenten und Landesregierungen", mahnt Bianca Biwer. "Gesetzliche Verbesserungen helfen nur, wenn sie bei den Opfern auch ankommen."

Hinweis: Sachsen arbeitet derzeit in enger Abstimmung mit dem WEISSEN RING an einer qualitativen Auswertung der OEG-Zahlen und hat deshalb für 2022 keine Zahlen geliefert. (Zahl der gestellten Anträge 2021: 445.)

Der WEISSE RING wurde 1976 in Mainz gegründet als "Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V.". Er ist Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität. Der Verein unterhält ein Netz von rund 2.700 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Opferhelferinnen und -helfern in bundesweit 400 Außenstellen, beim Opfer-Telefon und in der Onlineberatung. Der WEISSE RING hat mehr als 100.000 Förderer und ist in 18 Landesverbände gegliedert. Er ist ein sachkundiger und anerkannter Ansprechpartner für Politik, Justiz, Verwaltung, Wissenschaft und Medien in allen Fragen der Opferhilfe. Der Verein finanziert seine Tätigkeit ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und testamentarischen Zuwendungen sowie von Gerichten und Staatsanwaltschaften verhängten Geldbußen. Der WEISSE RING erhält keinerlei staatliche Mittel.

Pressekontakt:

WEISSER RING e. V.
Team Presse & Kommunikation
Fon: +49 6131 8303-4000
E-Mail: presse@weisser-ring.de

Web: www.forum-opferhilfe.de


Presseportal 

Forum Opferhilfe

Die Mitgliederzeitschrift des Weißen Rings
Ausgabe 03+ 04 2022, S. 14-S.37

- Ein schmerzlicher Rekord/ die staatlichen Hilfen sind im Jahr 2021 auf einen Tiefstand gesunken

- #OEG-Report: Die Reaktionen nach den Recherchen des Weissen Rings erzählen Hunderte Betroffene ihre Geschichten

- OEG-News: Recherche die wirkt/ Nachrichten aus Politik und Verwaltung

- Ohne Aussicht auf Erfolg/ Nach dem Tod ihres Sohnes kämpft eine Mutter weiter um Anerkennung

- im Gespräch mit Kerstin Claus, Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs

Interview mit Prof. Dr. Jörg Fegert

Ob durch Kriege oder Missbrauch: Traumatisierte Menschen werden in Deutschland selten wirklich ernst genommen, ,sagt der Ulmer Kinder- und Jugendpsychiater Jörg Fegert im Interview.

Professor Jörg Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Ulm hat sein neues Buch vorgestellt. Es trägt den Titel "Anerkennung psychischer Traumafolgen". Es soll aufrütteln und sensibilisieren für die Frage, wie wir mit Menschen umgehen, die traumatisiert wurden.

SWR aktuell
vom 27.02.2023

Artikel

Weißer Ring: Gewaltopfer in Bremen bekommen zu selten Entschädigung

Mehr als die Hälfte der Anträge von Gewaltopfern wurden 2021 abgelehnt

Oft seien Begründungen für die Ablehnung nur schwer nachzuvollziehen

Viele Gewaltopfer zögen Anträge zurück

  • Buten un Binnen

Opferentschädigungsgesetz Du Opfer, du

Wer in Deutschland durch eine Gewalttat zu Schaden kommt, hat ein Anrecht auf Entschädigung. Eigentlich. Tatsächlich müssen Bürger oft jahrelang um ihr Recht kämpfen- und werden am Ende doch enttäuscht.

FAZ

Podcasts

Ungleiche Chancen auf Entschädigung-Wie der Staat mit Gewaltopfern umgeht

Wer in Deutschland Opfer einer vorsätzlichen Gewalttat wird, kann eine Entschädigung beantragen. Doch nur wenige Betroffene profitieren tatsächlich von den Leistungen, wie Recherchen des BR zeigen: Die Ablehnungsquote ist hoch und Opfer vorsätzlicher Gewalt haben von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gute Chancen auf Anerkennung ihrer Entschädigungsanträge. Laut einer BR-Umfrage fehlen in den zuständigen Ämtern zudem einheitliche Entscheidungskriterien und Standards im Umgang mit traumatisierten Menschen. Die Konsequenz: Die Verfahren sind langwierig und für viele Betroffene retraumatisierend. Shownotes: http://www.deinwegdurchdasoeg.de

BR24/ ARD Audiothek

langwierig, zermürbend, willkürlich- Warum die Opferentschädigung in Deutschland unzureichend ist

Wenn Menschen ein Trauma erlebt haben, zum Beispiel durch ein Attentat oder durch sexuelle Gewalt in der Kindheit, steht ihnen eine Opferentschädigung zu. Doch es gibt bürokratische Hürden und bundesweit unterschiedliche Standards, wie die Recherche von Eva Achinger und Friederike Wipfler eindrucksvoll zeigt.

Bayern2/ ARD Audiothek

Mordlust der Podcast- #103 der Kampf danach

Der Staat ist verpflichtet, Opfer von Gewalttaten zu entschädigen, wenn er sie nicht schützen konnte. Doch genau dagegen verwehrt er sich in vielen Fällen. In dieser Folge von „Mordlust - Verbrechen und ihre Hintergründe“ geht es um das, was nach der Tat passiert.

Es wird gefeiert, angestoßen und auf sein Wohl getrunken. Daniel ist auf dem Geburtstag eines Freundes eingeladen. Doch wenig später ist er in der Menge verschwunden und taucht auch nicht mehr wieder auf. Nichts ungewöhnliches für ihn, er macht öfter mal einen „Polnischen“. Doch dann wird der 23-Jährige wenig später stark verletzt auf der Autobahn gefunden. Wie er dahin gekommen ist und was mit ihm passiert ist, kann er selbst nicht beantworten.

Tanja liebt es von einer Kneipe zur nächsten zu ziehen. An diesem Freitagabend lernt die 32-Jährige in einer Bar auf der Schönleinstraße in Berlin dann einen jungen Mann kennen. Es wird angestoßen und ein Drink nach dem anderen gekippt. Und so bekommt Tanja immer weniger mit, was um sie herum geschieht. Auch nicht, dass sie gegen 5 Uhr morgens die Kneipe mit dem Fremden verlässt. Doch es dauert nicht lange, da wird sie wieder klar: Denn plötzlich findet sich Tanja unter dem Gewicht des Mannes wieder, der seine Hände um ihren Hals schließt.

Die beiden Fälle zeigen, dass es noch einen Kampf „danach“ gibt. Gegen Ämter und um die Anerkennung dessen, was den Betroffenen zugestoßen ist. In dieser Folge zeigen wir wie es für die Opfer ist, durch den Staat ein zweites Mal in diese Rolle gedrängt zu werden.

Artikel

Pflegemutter Kämpft um Rechte ihrer Tochter: Keine Opferentschädigung für sexuell missbrauchtes Kind aus Osnabrücker Land- Wegen Behinderung?

Hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) einem sexuell missbrauchten Mädchen eine Opferentschädigung abgesprochen, weil es geistig behindert ist? Ein Fall aus dem Landkreis Osnabrück stellt ethische Fragen.

NOZ
vom 10.10.2023

Hilfe nach Gewaltverbrechen: Warum Betroffene wie Monica Gomes oft hart um eine Entschädigung kämpfen müssen

Wer unter den Folgen einer Gewalttat leidet, hat Anspruch auf staatliche Unterstützung. Doch das Antragsverfahren ist für viele Opfer eine Tortur. Zwei Frauen berichten.

Mainpost
vom 15.10.2023

Ungleiche Chancen auf Entschädigung- Wie der Staat mit Gewaltopfern umgeht

Gewaltopfer haben deutschlandweit unterschiedlich gute Chancen auf Anerkennung ihrer Entschädigungsanträge. Laut einer BR-Umfrage fehlen in Ämtern einheitliche Entscheidungskriterien und Standards im Umgang mit traumatisierten Menschen.

Tagesschau

vom 27.09.2023

Opferentschädigung in Deutschland: Warum sie unzureichend ist

Laut einer exklusiven BR-Umfrage fehlen in Ämtern einheitliche Entscheidungskriterien und Standards im Umgang mit traumatisierten Personen. Zudem haben Gewaltopfer bundesweit unterschiedlich gute Chancen auf Entschädigung.

BR

vom 27.09.2023

Schwächeanfälle und Panikattacken: wie die Töchter eines Ottweiler Mordopfers um Hilfe Kämpfen

Exklusiv | Saarbrücken · Vor einem Jahr erschießt ein Mann eine 78-jährige Frau in Ottweiler. Ihre Töchter leiden bis heute unter der Tat, dem unfassbaren Verlust der Mutter. Doch um das Trauma wirklich aufarbeiten zu können, müssen sie kämpfen.

Saarbrücker Zeitung

vom 12.09.2023

Er wurde 156 mal sexuell missbraucht und kämpft bis heute um Anerkennung

Als Zehnjährigen schickte ihn die Mutter wegen Schlafproblemen zum Arzt, die Besuche wurden für Andreas S. zur Pein. 34 Jahre später erhält er eine Entschädigung vom deutschen Staat- 28,20 Euro pro Tat.

Der Spiegel

vom 24.02.2023

Statt genau hinzuschauen, wurde sich oftmals abgewandt

Beim Anschlag von 1980 starben zwölf unbeteiligte Menschen, darunter auch die zwei Geschwister von Robert Höckmayr. Er selbst wurde wie Hunderte weitere Opfer schwer verletzt. Seither kämpft er - mit den Folgen der Tat und mit den Behörden.

Süddeutsche Zeitung

vom 26.09.2023

Opfer häuslicher Gewalt müssen oft lange um eine Entschädigung kämpfen

"Für Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden, ist es immer noch ein langer, steiniger Weg, bis sie Hilfe und Entschädigung bekommen. Besserung ist nach Einschätzung des Sozialverbandes VdK nicht in Sicht. Auch in anderen Bereichen brauchen Betroffene oft einen sehr langen Atem, bis sie ihr Recht bekommen."


SR

vom 17.04.2023

Das leben der Tochter im Schatten des Mordes

"Neun Jahre nach dem Mord an ihrer Mutter kämpft Sophie H. noch immer um Entschädigung. Ihre Geschichte zeigt, wie unsensibel Behörden den Angehörigen von Verbrechensopfern begegnen."


Stuttgarter Zeitung

vom 03.05.2023

Dilemma im Entschädigungsrecht: Staat lässt Missbrauchsopfer aus Lügde im Stich

"Längst sitzen die Täter des Missbrauchskomplexes Lügde hinter Gittern. Viele der missbrauchten Mädchen und Jungen können jedoch auch Jahre nach der Tat nicht mit dem Trauma abschließen - noch heute kämpfen sie für eine gerechte Entschädigung. Grund dafür ist vor allem die aktuelle Gesetzeslage."


ntv

vom 11.06.2023

Lügde: Missbrauchsopfer warten weiterhin auf Entschädigung

"Vor fast vier Jahren fiel im Prozess um zahlreiche Missbrauchsfälle auf einem Campingplatz in Lügde (Nordrhein-Westfalen) das Urteil. Bis heute sind nicht alle Opfer entschädigt."


NDR

vom 28.08.2023

NRW-Landtag will schnellere Entschädigung für Lügde-Opfer

"64 Anträge auf Entschädigung hätten den für die Abwicklung zuständigen Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) erreicht, erst einer sei bewilligt worden, sagt der NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef-Laumann (CDU). Zwei wurden abgelehnt, und 31 Anträge würden noch bearbeitet. Weitere rund 30 Anträge seien ohne Entscheidung abgeschlossen worden. Sie seien zum Beispiel an Niedersachsen weitergeleitet worden."


Mindener Tageblatt

vom 08.12.2022

Opferentschädigungsgesetz: Der schwere Weg von Verbrechens-Opfern zur staatlichen Hilfe

Pflaster vom Staat? Das Opferentschädigungsgesetz gilt unter Fachleuten als gutes Gesetz, das aber oft nicht gut angewandt wird.

Mindener Tageblatt, vom 09.03.2023

Ausgleich für erlittenes Leid

Die Beraterinnen und Berater in den VdK-Geschäftsstellen sind oft mit besonderen Schicksalen von Mitgliedern konfrontiert. Wenn eine Gewalttat die Ursache einer gesundheitlichen Beeinträchtigung ist, erfordern diese Fälle noch mehr Fachkenntnisse und viel Fingerspitzengefühl. Dann beginnen Verfahren nach dem Opferentschädigungsgesetz (OEG). Auch hier hilft der VdK seinen Mitgliedern auf dem oft schwierigen Rechtsweg. "Problematisch für die Opfer ist, dass OEG-Verfahren meist sehr lange dauern. Vier Jahre bis zur endgültigen Entscheidung sind nach Erfahrungen des VdK keine Seltenheit. Parallel stellt das VdK-Team deshalb zum Beispiel Anträge auf Erwerbsminderung, um die Betroffenen vorerst dadurch abzusichern. „Leider geben viele irgendwann auf. Immer wieder befragt zu werden, das Gefühl zu haben, mir wird nicht geglaubt, belastet manche einfach zu sehr“, berichtet Jasmin Oshima, eine weitere Kollegin im Münchner Team. Schwierig sei auch, dass sich das ZBFS vorbehält, den GdS nach Prüfung wieder herabzustufen. Das löst oft existenzielle Ängste und psychische Krisen aus. In der Rechtsberatungsstatistik der Münchner Kreisgeschäftsstelle spielen OEG-Verfahren eine untergeordnete Rolle. „Vermutlich wissen viele Opfer gar nicht, dass sie sozialrechtliche Ansprüche haben. Die meisten OEG-Fälle entstehen fast zufällig, weil eine Kollegin oder ein Kollege bei der Fallschilderung stutzig wird und auf diese Möglichkeit hinweist“, sagt Kreisgeschäftsführerin Sina Grefe. Das Verfahren von Karl R. läuft noch. Sechs Jahre nach der Tat hofft er zumindest auf eine kleine Rente. Die Schüsse vom 22. Juli 2016 wird er sein Leben lang nicht vergessen."

VDK

Krankenschwester kämpft um Opferrente

Spenge- Mehr als zehn Jahre lang, sagt Janet R. (41) aus Spenge, sei sie von ihrem Stiefvater missbraucht worden. „Das hat mein Leben aus der Bahn geworfen. Das und der lange Kampf, als Verbrechensopfer anerkannt zu werden.“

Westfalen-Blatt

Bessere Unterstützung gefordert

Mehr als jeder zweite Hilfs-Antrag von Gewaltopfern wird abgelehnt!

BZ- die Stimme Berlins

Gewaltopfer ringen um Entschädigung

Opfern von Gewaltverbrechen soll per Gesetz schnell geholfen werden- doch das klappt in Bremen wie in Niedersachsen nur selten, zeigt eine Studie der Hilfsorganisation Weißer Ring.

Weser-Kurier

Literatur

Anerkennung psychischer Traumafolgen, Prof. Dr. Jörg M. Fegert

Ringen um Gerechtigkeit

2013 entbrannte unter den Ulmer Bürgerinnen und Bürgern ein Streit darüber, ob die als Teil eines Kriegerdenkmals aufgestellte St. Michaelsfigur von Ulfert Janssen entfernt werden sollte. Für Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Sprecher des Zentrums für Traumaforschung an der Universität Ulm, der Anlass, nach der Anerkennung jener zu fragen, die überlebten. Er fand eine Spur der Missachtung, die von den "Kriegszitterern" im ersten Weltkrieg über die zu Überlebenden der Konzentrationslager bis zu den Opfern von Sexualstraftaten heute reicht.

Die erste Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Missbrauchs, Dr. Christine Bergmann, schreibt in ihrem Geleitwort:" Die Schwierigkeiten beim Ringen um Gerechtigkeit hat Jörg Fegert in diesem Buch eindrücklich beschrieben. Er fordert uns damit auf, sie zu überwinden, den politischen Willen zur Verbesserung der Hilfesysteme zu fassen und sich als Gesellschaft endlich um einen verständnisvollen Umgang mit den Betroffenen zu bemühen."

Recherche

Studie zur Begutachtungsmedizin Deutschlands

Begutachtungsmedizin in Deutschland am Beispiel Bayerns: eine Befragung unter 548 medizinischen und psychologischen Sachverständigen in Bayern 2013. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät

„Bei der Befragung gab nahezu jeder vierte gutachterlich tätige Sachverständige im medizinische/ psychologischen Bereich an, bei einem von einem Gericht in Auftrag gegebenen Gutachten schon einmal „in Einzelfällen“ oder „häufig“ (wenige Nennungen) bei einem Gutachtensauftrag eine Tendenz signalisiert bekommen zu haben. Unter humanmedizinischen Gutachtern gab dies knapp jeder Fünfte, unter psychologischen Gutachtern fast jeder Zweite an.

Darüber hinaus teilten 33,6 Prozent mit, aus dem Kollegenkreis schon einmal davon gehört zu haben, dass „in Einzelfällen“ oder „häufig“ bei einem gerichtlichen Gutachtensauftrag eine Tendenz genannt wurde. Zudem zeigte sich, dass unter den Gutachtern, die bei gerichtlich in Auftrag gegebenen Gutachten „in Einzelfällen“ oder „häufig“ eine Tendenz signalisiert bekommen haben, durchschnittlich 40,7 Prozent angaben, mehr als 50 Prozent ihrer Einnahmen aus gutachterlichen Tätigkeiten zu beziehen. Die der vorliegenden Studie zu entnehmenden Zahlen und Aussagen beruhen auf schriftlichen Äußerungen von Ärzten und Psychologen, die als Sachverständige für Privatpersonen, Versicherungen und Gerichte im Bundesland Bayern tätig sind. Sie geben Anstoß zur Diskussion, insbesondere bezüglich der Häufigkeit der Tendenzsignalisierung sowie der vergleichsweise hohen wirtschaftlichen Abhängigkeit vieler Gutachter von Gutachtensaufträgen.

Grundsätzlich müssen Gutachter ihre Gutachten unbeeinflusst erstellen. Die Signalisierung einer Tendenz bei Auftragserteilung durch den Auftraggeber steht diesem Grundsatz entgegen. Kommt eine wirtschaftliche Abhängigkeit des Sachverständigen  von Gutachtensaufträgen dazu, wovon bei einem Anteil von mehr als 50 Prozent Gutachtenhonoraren an den Gesamteinnahmen auszugehen ist, ist die geforderte Neutralität gefährdet.“